Psychomotorik bedeutet und umfasst die enge Verbindung mit der sich die Psyche und die Motorik eines Menschen aufbaut und entwickelt. Dies lässt sich aus mehreren Perspektiven betrachten und es werden hierzu verschiedene Ansätze angeboten.
In unserer Praxis arbeiten wir nach einem expressiven Ansatz, der nach seinem französischen Begründer Bernard Aucouturier als
Psychomotorische Praxis Aucouturier benannt ist.
Es ist ein eigenständiger Ansatz innerhalb der Psychomotorik, der sich besonders auf die frühe Kindheit, die präverbale Lebenszeit, bezieht und dabei theoretische Grundlagen und Modelle aus der frühen Persönlichkeitsentwicklung anwendet, u.a.:
- Entwicklungspsychologie (Piaget, Wallon)
- Psychoanalyse (Freud, Winnicott)
- Bindungstheorie (Bowlby)
- Analytische Säuglingsforschung (Stern)
Die Grundlage für die sich aufbauende Psyche, in der ein Kind empfinden, fühlen und denken kann, ist sein ganzer Körper. Über ihn spürt das Kind sich selbst, sein Gegenüber und seine Umwelt. Alles was der Körper des Kindes und seine Sinne aufnehmen, ist in der Tiefe seiner sich aufbauenden, psychischen Tätigkeit, mit Emotionen, unbewussten Repräsentationen und später mit Gedanken verbunden. Für das Kind ist seine Bewegung (Motorik) und sein Körper grundlegende Möglichkeit sein inneres Bewegt-sein auszudrücken.
Wie geht das Kind in Kontakt? Was spielt das Kind? Wie bewegt es sich? Was wird vom Kind in welcher Weise wahrgenommen?
Wie in anderen psychomotorischen Ansätzen geht es auch hier um Unterstützung und Begleitung des Kindes in seiner ganzheitlichen Entwicklung. Hinzu kommt eine besondere Sicht auf die individuellen Beweg-Gründe* des Kindes, die sich in seiner Bewegung, Handlung und Wahrnehmung ausdrückt.
In diesem Verständnis teilt sich das Kind durch seinen Körper und die Art seines motorischen Ausdrucks (Expressivität) mit. Es gibt uns einen Einblick in seine bisher gemachten Lebenserfahrungen und seine affektiv-emotionale Geschichte. Wir arbeiten deshalb in der Psychomotorischen Praxis Aucouturier mit und über den Körper des Kindes. Das Kind wird hier respektvoll mit seiner Einzigartigkeit in den Mittelpunkt gestellt.
* Marion Esser: Beweg-Gründe. Ernst Reinhardt Verlag, München 2011.